Es ist 03:04 Uhr. Mir kommt die Frage: Woher kommt diese unglaubliche Angst vor Fehlern? Ein Erfahrungsbericht inklusive Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Woher kommt diese unglaubliche Angst vor Fehlern?

Wir bewerten uns und unsere Fehler, als hänge unser Leben davon ab. Warum ist das so?

Ich gebe zu, ich hatte jahrelang einen Heidenschiss davor auch nur einen winzig kleinen Fehler zu machen. In der Schulzeit habe ich gelernt: „Ich kann nicht lernen.“ (Mir fiel dieses trockene Auswendiglernen unglaublich schwer.) Das hat sich dazu entwickelt, dass nach und nach daraus wurde: „Ich kann nicht aus Fehlern lernen.“ Ich verbot mir Fehler zu machen und zwang mich zur Perfektion. „Wenn ich keine Fehler mache, kann ich auch nicht versagen. Ich bin schließlich kein Versager.“ Je mehr Druck ich mir machte, umso mehr ging in die Hose. Für meine Bemühungen, meinen Ehrgeiz bestrafte ich mich. Echt krank, oder? Aber das ist eine fette Bewertung. Was wäre, wenn einfach alles sein darf?

Mittlerweile (nach Zeiten der Angst vor Fehlern) weiß ich aus tiefstem Herzen:

Die wenigsten Fehler sind wirklich schlimm.

Diese Erkenntnis hat mir eine unglaubliche Freiheit geschenkt. Meine starke Angst vor Fehlern habe ich abgelegt, als ich begonnen habe, die Bedeutung eines Fehlers umzudeuten. Dabei hat mir ein Satz sehr gut geholfen: Entweder ich gewinne oder ich lerne. (Mit keiner Silbe geht es ums Versagen. Mehr Leichtigkeit, weniger Druck. Erstaunlicherweise erreichte ich so viel mehr.)

Was ist schon ein Fehler? In meinen Augen ist es eine gemachte Erfahrung. Das ganze Leben besteht aus Fehlern. Warum sind ältere Menschen so ruhig? Sie haben eine Vielzahl an Erfahrungen gemacht.

Fehler sind dazu da, dass wir aus ihnen lernen. Es ist das Zeichen für: „Probier es nochmal. Ich weiß, Du kannst es besser. MfG, das Leben“

Als Kinder sind wir noch unvoreingenommen. Wir machen einen Fehler. Alles halb so wild. Dann passiert es: Wir werden von anderen bewertet. „Verhalte Dich bitte so und so. Es ist nur zu Deinem Besten.“ Aber Ratschläge sind auch Schläge. Wir fühlen uns schlecht und falsch. Damit wir den Schmerz der Ablehnung durch geliebte Personen nicht mehr spüren müssen, fangen wir an UNS SELBST ZU BEGRENZEN. Der größte Fehler, den wir machen können. Damit schneiden wir uns nämlich von uns selbst und unserer innen Kraft ab. Die Quelle, die wir eigentlich nutzen sollten, um uns die Liebe zu geben, die wir so sehnsüchtig von anderen wünschen, erhoffen, erwarten. (Erwartungen. Ein Thema für sich.)

Ein Kreislauf des Leidens entsteht.

Ich begrenze mich, weil ich Angst vor Zurückweisung habe. Ich schneide mich selbst von meiner Energiequelle ab. Weil ich zu wenig Energie habe, suche ich sie mir im Außen. Ich bekomme im Außen nie genug Energie, um wirklich in meiner vollen Kraft zu sein. Ich kann nicht das leisten, was ich möchte. Ich mache Fehler. Ich werde bewertet. Von anderen. Von mir. Ich schneide mich noch mehr von mir selbst ab…

In meiner Hochphase kurz vor einer entscheidenden Veränderung habe ich es allen Menschen recht gemacht – außer mir selbst. Wie dumm von mir. (Achtung, auch eine Bewertung!) Heute sehe ich das anders: Dieses Verhalten hat mich auch an meine Grenzen gebracht, bis ich angefangen habe, darüber nachzudenken und sogar etwas zu verändern.

Als ich da erkannt habe, was ich da für einen Schwachsinn mit mir mache (Bewertung), hat sich bei mir alles verändert.

Wir bewerten uns so viel, dass wir es gar nicht mehr mitbekommen. Automatisierte, unsichtbare Bewertungen. Warum machen wir das? „Alles zu Deinem besten.“ Ja, nee. Is’ klar!

Schluss damit!

Da habe ich keinen Bock mehr drauf. Bewertungsfrei zu leben tut so gut. Weniger Stress und Angst, mehr Freiheit und persönliches Glück.

Erst jetzt, da ich das Bewerten nach und nach aufgebe, merke ich, wie VIEL ENERGIE ich JEDEN TAG dafür VER(SCH)WENDET habe, um mich + andere zu bewerten, mich zu vergleichen, mich schlecht zu fühlen, mich klein zu halten. Es ist kein Wunder, dass viele Menschen nicht genug Energie für sich, ihr Leben und ihre Träume haben, wenn sie immer darauf achten müssen, was andere von ihnen denken.

Dabei ist es doch genau anders herum: Insgeheim bewundern wir die Menschen für ihren Mut, wenn sie zu sich stehen. Wenn diese Personen dann einen Fehler macht, fängt das Bewertungsspiel wieder an. Nach außen hin geben wir uns kalt. „Siehste, ich habe es gleich gewusst, dass es nicht funktioniert.“ Aber auch das ist eine Bewertung. Will ich nicht mehr.

Es bringt jetzt auch nichts, sich jetzt Vorwürfe zu machen, was man da die ganze Zeit für einen Scheiß man mit sich selbst macht. Denn eins ist klar: Wir geben in jeder Sekunde unseres Lebens unser bestes. Isso. Wenn wir dann fehlt uns irgendeine Ressource. Wenn wir einen Fehler machen, dann weil wir es nicht besser wissen oder keine Alternative sehen. Das ist nicht schlimm. Wir können es lernen. Zum Beispiel mit der Frage: Was brauche ich JETZT, um diesen Fehler nicht nochmal zu machen?

Eine wichtige Erkenntnis war auch:

Es ist auch nicht schlimm, einen Fehler zweimal zu machen.

Es gibt ja diesen Satz: „Es ist nicht schlimm, einen Fehler zu machen. Es ist nur schlimm/dumm/[hier Bewertung einfügen], wenn man ihn zweimal macht.“ Dieser Satz hat meine Angst vor Fehlern nur noch verstärkt. Ja, sogar in eine Starre gezwängt, die mich keinen Schritt weitergebracht hat. Gefangen in der Hölle.

Vor meinem geistigen Auge befand ich mich im Limbo. Ohne Aussicht auf Rettung. „Ich muss perfekt sein. Ich darf keine Fehler machen. Ich kann nämlich nicht aus Fehlern lernen. Und wenn ich einen Fehler zweimal mache, ist mein Leben eh beendet.“ Klingt lustig, war es aber überhaupt nicht. Das war für viele Jahre meine Gedankenwelt.

Zum Glück habe ich diese Gedankenmuster erkannt und kann sie jetzt nach und nach verändern. Vielen Dank an den besten Coach für unsichtbare, automatisierte Denk- und Handlungsmuster, Grit Wagner. Dank Deiner Arbeit habe ich eine Menge Müll aus mir herausgeholt, der gar nicht meiner war.

Zum Schluss noch eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Du Bewertungen stoppst:
Schritt 1: Hör einfach auf damit.
Schritt 2: Done!

Wenn Du merkst, dass Du etwas bewertest, dann sag Dir einfach: „Hey, ich bewerte hier gerade. Ich mache es ab jetzt anders.“

Ja, so einfach kann es sein. (Ich war auch echt erstaunt.)

Wenn ich das kann, dann kannst Du das auch. So verschieden sind wir Menschen gar nicht. Und wenn Du meine Unterstützung dabei willst, lass uns Quatschen. Schreib mir einfach einen Kommentar. Ich freue mich auf Dich.

Probier’s mal aus! Ist wirklich eine schöne Erfahrung. Ich liege mittlerweile am Tropf der Bewertungsfreiheit. (Hat Bewertungsfreiheit schon mal jemandem geschadet? Eine Frage für einen anderen Text.)

Ich wünsche Dir einen schönen, entspannten, bewertungsfreien Tag/Abend, wo auch immer Du gerade diesen Text liest. Du bist genau richtig so wie Du bist.

Es ist 04:04 Uhr.